Workshop zu "Materielle und Haptische Forschungsmethoden in der HCI"

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Wir freuen uns verkünden zu dürfen, dass Mitglieder des ACCESSTECH Teams einen eintägigen Workshop zu "Materiellen und Haptischen Forschungsmethoden in der HCI" auf der "Mensch und Computer 2024" (MuC) Konferenz zusammen mit anderen organisieren. Wir nutzen diese Möglichkeit um kollektiv mit anderen Forscher*innen darüber nachzudenken, wie die Möglichkeiten die Materialien eröffnen als multifunktionale Ressourcen fungieren können, die sich uns als Daten, Methoden, Prozesse und Ergebnisse von Forschungsprojekten präsentieren. Konkret wollen wir erkunden, wie uns Materialien dabei helfen feinschichtige Bedeutungen und abstrakte Konzepte "begreifbarer" und damit auch einem breiteren Publikum zugänglicher zu machen.

Hier sind einige Fragen bei denen uns die Gedanken anderer Forscher*innen interessieren:

  • Welche Objekte machen (oder machten) einen Eindruck auf deine Forschung? Welche Rolle spielte deren Materialität dabei? Beispiele: ein spezifisches Buch, dein erster 3D Druck, ein Artefakt von einem früheren Projekt, ...
  • Welches Material ist/war für deine Forschung wichtig und warum? Beispiele: Bausteine in angenehmen Farben, eine Box an Handarbeitsmaterialien, die sich einfach richtig anfühlen, ein Kartenset, das deine Forschungspartner*innen beim Durchdenken eines Themas unterstützt, ...
  • Welche Objekte oder Materialien sind für dich wertvoll oder bedeuten dir viel in einem Arbeitskontext und warum? Beispiele: Erinnerungsstücke an eine spezifische Person, Zeit oder Ort, inspirierende Arbeiten anderer Personen, die genau auf die Bedürfnisse und Vorlieben deiner Zielgruppe abgestimmt sind.
  • Wie beziehen sich Materialien oder Objekte auf deine Arbeit? Beispiel: einen Ort an dem du deine Forschung durchführst, ein Aufnahmegerät, das du für deine Interviews verwendest, eine Bücherei in der du unzählige Stunden mit Forschung, Schreiben, Denken verbracht hast, ...

Dinge schaffen um eine geteilte kritische Sprache zu finden

In meiner eigenen Arbeit habe ich viel Zeit mit Making oder Handarbeiten zusammen mit unterschiedlichen Personengruppen verbracht: Zusammensitzen in einem Strickkreis um Teile für eine aktivistische Yarnbombing Installation zu kreieren; mit Glaskünstler*innen und Interaktionsgestalter*innen bei einem Workshop zum Experimentieren mit leitendem Glas beiwohnen; eine Broschüre für einen Men's Shed gestalten und diese zusammen mit den Mitgliedern überarbeiten; 3D-Druck mit behinderten Maker*innen um ihre eigenen Ideen zu fabrizieren. In all diesen Situationen hat uns unsere kreatives Auseinandersetzen mit digitalen und physischen Materialien dabei geholfen, eine geteilte Sprache zum Ausdruck komplexer Gedanken und der Diskussion sensibler Themen zu finden.

Zwei Instanzen eines 3D-gedruckten "Rollstuhl Golfballes", welche im Rahmen des "Empowering Hacks" Projektes produziert wurden um die ungerechte Preispolitik von assistiven Produkten zu kritisieren.

Hier ist ein konkretes Beispiel aus dem Projekt "Empowering Hacks": 3D-gedruckte "Rollstuhl-Golfbälle". Sie sind recht einfach gestaltet, aber sie helfen mir, eine weitaus größere Geschichte über die sozioökonomische Ungerechtigkeit zu erzählen, mit der sich behinderte Menschen tagtäglich konfrontiert sehen, und über die ermächtigende Wirkung, die Forschungsprojekte haben können, wenn sie behinderten Personen die Möglichkeit geben, ihre Rolle als Nutzer*innen zu der von Designer*innen zu wechseln. Die Erfinder des "Rollstuhl-Golfballs" sind Nick und Norman, zwei Männer mit Behinderungen, die sich über die hohen Preise für Hilfsmittel ärgern. Rollstuhlgolfbälle sind ein typisches Beispiel dafür. Sie sind eine beliebte Abwandlung der Joystick-Form auf dem Bedienfeld von Elektrorollstühlen. Das Originaldesign besteht aus einem echten Golfball, in den ein Loch gebohrt wurde, so dass er über die Metallstange des Joysticks gestülpt werden kann. Selbst hergestellte Rollstuhl-Golfbälle werden im Internet zu überraschend hohen Preisen verkauft (etwa das 10- bis 15-fache des Preises eines einzelnen Golfballs). "Empowering Hacks" zielte also darauf ab, "behindertengerechte Werkzeuge zu einem günstigeren Preis, aber mit einem besser individualisierbaren Ergebnis herzustellen" (in den Worten meiner Teilnehmer), und so arbeiteten wir gemeinsam an der Gestaltung, der Modellierung und dem 3D-Druck von "Rollstuhl-Golfbällen" in verschiedenen Formen und Farben. Mit der Zeit wurden Nick und Norman für ihre Entwürfe bekannt und begannen sogar, an Auftragsarbeiten zu arbeiten - wie zum Beispiel an dem rechts abgebildeten "Rollstuhl-Golfball", der im Elster-Design der Fußballmannschaft Newcastle United hergestellt wurde. Im Rahmen des Forschungsprojekts stellte dies auch den Moment dar, in dem meine Mitarbeiter ihre neue Rolle als Maker voll und ganz angenommen haben.

Aufruf zur Teilnahme

Wenn du überlegst an der MuC 2024 teilzunehmen und deine eigene Geschichte über die Rolle von Materialien in deiner Forschung hast, denk bitte auch über eine Teilnahme an unserem Workshopnach. Er wird am Sonntag, den 1. September, in Karlsruhe stattfinden und wir haben ein ganztägiges, praxisorientiertes Programm vor Ort vorbereitet, dass um die Erstellung eines Zines gemeinsam mit den Teilnehmer*innen herum strukturiert ist. Wenn du Interesse hast, schau dir doch unseren Aufruf zur Teilnahme an und reiche eine Zine Seite ein bis 16. Juli 2024 (AoE).